Samstag, 31. März 2012

Altruismus – Was nützt es, anderen zu helfen?


Altruismus ist ein einseitiges helfendes Verhalten eines Individuums, das Nachteile für den Helfer bedeutet. Altruistische Verhaltensweisen gibt es sowohl bei Tieren in Sozialverbänden als auch beim Menschen. Warum gibt es Tiere, die in Staaten leben? Was ist der Vorteil eines Tierstaates?
Zeigen Großmütter altruistisches Verhalten?

Ein Beispiel für altruistisches Verhalten bei Tieren ist die Bruthilfe bei Buschblauhähern. Jungtiere unterstützen hierbei die Eltern bei der Aufzucht ihrer Geschwister, indem sie bei der Nahrungssuche helfen und die Nahrung zu den geschlüpften Küken ins Nest bringen. Dies entlastet die Eltern bei der Futtersuche und steigert deren Überlebensrate von 80% auf 87%. Das Ziel jedes Tieres ist es, eine maximale Fitness (= Fortpflanzungserfolg) zu erreichen. Dies geschieht nicht nur durch eigene Paarung, sondern auch indirekt. Indem die Buschblauhäherjungen ihren Eltern helfen, steigern sie indirekt ihren Fortpflanzungserfolg. Der Vater des Jungen zum Beispiel ist zu 50% mit dem Jungen verwandt und trägt seine Gene. Durch Hilfe des Jungen kann der Vater diese Gene vermehrt weitergeben, und somit auch indirekt die Gene des Jungen. Außerdem überleben die Geschwister des Buschblauhäherjungen und können ihre Gene später weitergeben. Mit diesen ist er auch zu 50% verwandt. Der Verwandtschaftskoeffizient r = 0,5. Die Hamilton – Ungleichung zeigt auf, wann altruistisches Verhalten zu erwarten ist. K < r * N. Die Kosten (K) müssen niedriger sein, als der Verwandtschaftsgrad ( r) multipliziert mit dem Nutzen (N). Je höher der Verwandtschaftsgrad des zu helfendem Tiers, desto höher ist der Nutzen für den Helfer und desto wahrscheinlicher ist altruistisches Verhalten.

Warum leben Tiere in einem Staat?
Melkende Ameise
Staatenbildende Insekten teilen sich die Arbeit. Es gibt Mitglieder des Staates, die die Larven aufziehen und Arbeiterinnen, die für die Nahrungssuche zuständig sind. Viele Mitglieder des Staates sind steril (=nicht fortpflanzungsfähig). Hier spricht man von eusozialem Verhalten. Warum ist der Nutzen von altruistischem Verhalten größer als der von der eigenen Fortpflanzung? Die Mutter ist diploid, das Männchen jedoch haploid. Die Arbeiterinnen sind somit zu 75% miteinander verwandt (r=0,75). Mit eigenen Nachkommen wären sie jedoch nur zu 50% (r=0,5) miteinander verwandt. Somit wird hier eine höhere Fitness durch indirekte Fitness erreicht. Ein ähnliches Beispiel liefert der Bienenstaat. Die Königin ist diploid, die Drohne ist haploid. Bei allen Bienen gilt somit r=0,75.
Der Termitenstaat lässt sich jedoch nicht durch Altruismus erklären. Diese Tiere sind alle diploid, unter den Arbeitern gilt r=0,5, sie bilden dennoch einen Staat. Ein Vorteil des Staates allgemein ist die durch Arbeitsteilung verbesserte Effektivität bei Feindabwehr, Fortpflanzung und Nahrungssuche.

Wenn das Individuum, dem geholfen wird, nicht mit dem Helfer verwandt ist, spricht man von reziprokem Altruismus. Dieser dient lediglich der Arterhaltung, er kommt häufig bei den Menschen vor (Hilfe für einen Verletzten am Unfallort, Tragen helfen, Tür aufhalten usw.). Es gibt eine Hypothese, dass Großmütter öfter altruistisches Verhalten zeigen. Im Alter sind Frauen selber nicht mehr fortpflanzungsfähig und können ihre Fitness nur noch indirekt steigern. Dies geschieht durch die Erziehung der Enkelkinder. Welchen evolutionären Nutzen hätte sonst die längere Lebensdauer der Frauen?

J.B.S Haldane: „Würde ich mein Leben opfern, um meinen Bruder zu retten? Nein. Aber für zwei Brüder (r=0,5) oder acht Cousins (r=0,125) würde ich es tun.“

Samstag, 24. März 2012

Das menschliche Balzverhalten - Ethologie 2


Jede Population kann nur fortbestehen, wenn sich die Lebewesen fortpflanzen. Tiere mit der größten direkten Fitness (=Fortpflanzungserfolg) haben die meisten Nachkommen, daher sucht sich jedes Tier einen Partner mit größtmöglicher Fitness aus. Die Männchen mussten also verschiedene Strategien entwickeln, um sich in Sachen Fortpflanzung einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu verschaffen. Das Weibchen sucht sich einen Partner aus, der sich gegen Konkurrenz und Feinde gut verteidigen kann. Straußenweibchen zum Beispiel bevorzugen größere Straußenmännchen, da sich diese gegen kleinere Artgenossen durchsetzen können.

Freitag, 23. März 2012

Der Farbwechsel des Chamäleons


Der Farbwechsel des Chamäleons ist neben seiner drachenähnlichen Erscheinung und seiner Schleuderzunge eine weitere Besonderheit des Tiers. Dieser neuronale Farbwechsel, das heißt ein nervengesteuerter Farbwechsel, dauert nur ein paar Sekunden bis Minuten und ist damit sehr schnell. Jedes Chamäleon kann seine Farben hierbei von einer artspezifischen „Farbpalette“ auswählen. Das Farbmuster des Reptils ist mit dem individuellen Fingerabdruck eines Menschen zu vergleichen.

Mittwoch, 21. März 2012

Ethologie 1


Die Verhaltensbiologie befasst sich mit den menschlichen und tierischen Verhaltensweisen. Diese Wissenschaft ist eine Kombination aus der Biologie und Sozialwissenschaften. In den folgenden Blogeinträgen befasse ich mich mit den unterschiedlichen Verhaltens- und Lernweisen, ihren Nutzen und ihre Bedeutung in der Evolution.

Das Schreien eines Neugeborenen

Nicht alle menschlichen Verhaltensweisen sind erlernt, viele davon sind genetisch vorprogrammiert. Ein Verhaltensmuster kann genauso vererbt werden, wie zum Beispiel die Haar- oder Augenfarbe. Ein von Geburt an taubblindes Kind zum Beispiel lächelt, wenn es glücklich ist und sich wohl fühlt, genauso wie ein körperlich gesundes Kind. Da dieses Verhalten nicht gesehen und nicht von den Mitmenschen erlernt werden konnte, muss es angeboren sein. Es gibt etliche angeborene Verhaltensweisen, darunter das Schreien und die Schwimmbewegungen eines Neugeborenen. Dieses vererbbare Verhalten hat sich evolutionsbiologisch durchgesetzt, da es für das Überleben des Kindes notwendig ist.